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    Cava di pietra ollare - Roberto Lucchinetti
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    Oggetti in pietra ollare - Sabrina Basilico
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    Antiche coppe in pietra ollare - Sabrina Basilico
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    Mascheroni in pietra ollare - Sabrina Basilico
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    Lavorazione di un lavèc nel laboratorio di Roberto Lucchinetti - Maria Beatrice Servi
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    Laveggio al tornio - Sabrina Basilico
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    Particolare di stufa in pietra ollare - Maria Beatrice Servi
  • La pietra ollare nella Valchiavenna - Sabrina Basilico, Luca Boriani
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    Cerchiatura in rame del laveggio - Sabrina Basilico
  • La pigna in pietra ollare - Sabrina Basilico, Luca Boriani
  • 2011
    2012
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Kategorie

Handwerkliches Wissen

TAG

WO

Piuro (SO), Lombardia - Italien

WER

Verarbeitung von Objekten aus Speckstein in Piuro

Die Herstellung von Objekten und Haushaltsgegenständen aus Speckstein, einer Art seifigem und schiefrigem Serpentin von grünlicher oder gräulicher Farbe, ist in den letzten Jahrzehnten von einem Handwerker in Piuro wieder aufgenommen worden. Der wichtigsten Vorkommen dieses Materials im Tal sind in Chiavenna und Umgebung, bis Valcondria und Prata, doch die Aufschlüsse gehen von Piuro weiter bis Castasegna und darüber hinaus. Neben der traditionellen Technik gibt es, sowohl nach Art der Gegenstände als auch nach Art der Bearbeitung innovative Möglichkeiten.
In der Werkstatt des Handwerkers Roberto Lucchinetti in Piuro, einem Ortsteil von Chiavenna, werden vor allem traditionelle Objekte aus Speckstein hergestellt:
- feuerfeste Kessel (Lavec) in verschiedenen Größen. Dabei handelt es sich um konische Töpfe mit Kupfer- oder Eisenreifen mit oder ohne Deckel (auch aus Speckstein), die sich zum langsamen Kochen feuchter Speisen (Suppen, Hülsenfrüchte, Schmorfleisch) eignen. Der Speckstein wird zur Herstellung dieser Töpfe an der Drehbank bearbeitet und mit Reifen aus Kupferblech ausgestattet, um die Festigkeit zu erhöhen und den Henkel anbringen zu können. Der "Lavec" hat einen Durchmesser von 20 - 30 cm, flachen Boden, leicht schräge hohe Wände, einen halbrunden Henkel aus Kupferstab mit Scharnier; außerdem hat er einen in einem Stück hergestellten Deckel mit Knauf. Durch seine Eigenschaften heizt der Stein sich nur langsam auf, wenn er aber die gewünschte Temperatur erreicht hat, hält er sie auf kleinem Feuer konstant, kühlt ebenso langsam ab und hält den Inhalt lange warm (über ein Stunde). Außerdem kleben die Speisen nicht am Boden fest. Er eignet sich besonders zur Zubereitung von Speisen, die lange und gleichmäßig kochen müssen, wie Innereien, Schmorfleisch, Braten, Wildsalmi, Suppen und verschiedene Soßen. Dies waren in früheren Jahrhunderten die einzigen Töpfe bei Bauern und Bergbewohnern, heute sind sie (wegen des hohen Preises) ein Luxusgegenstand für Liebhaber geworden.
Der Stuin dagegen ist ein Specksteintopf, der kleiner ist als der "Lavec" und zum Schmoren geeignet ist. Dieser ist mit einer ringförmigen Erhebung im Deckel ausgestattet, in die man beim Kochen mit Wasser gießt.
Die Furagn sind Behälter mit Deckel zur Aufbewahrung von Butter, Schmalz, Fleisch und Käse.
Lucchinetti stellt auch Kelche her, deren Form einem alten Fund aus der Ruine von Piuro entspricht und moderne Objekte wie Behälter zur Aufbewahrung von gemahlenem Kaffee mit doppeltem Deckel, Käseteller, Steakpfannen, Vasen, Flaschenständer Einrichtungszubehör, Reliefs, Steinmasken.
Diese Tätigkeit hat Roberto Lucchinetti "neu entdeckt", als er 1988 die Herstellung von feuerfesten Töpfen aufnimmt und 1994 eine alte Werkstatt, wo der letzte Steintöpfemacher des Tals gearbeitet hatte, restauriert. Es handelt sich um ein verlorenes technisches Wissen, dass dank Forschung und Experimenten zurückerlangt werden konnte und über einen qualifizierten Nischenmarkt verfügt.

HISTORISCH-KRITISCHE ANMERKUNGEN

Speckstein, Steatit, der sich aus dem Schub der Kontinente in langen Ären gebildet hat, verfügt über ausgezeichnete Eigenschaften in Bezug auf Widerstand gegenüber Extremtemperatur und Luftverschmutzung. Er ist dunkelgrün, feuerfest und hält hohen Temperaturen stand, er ist auch zum Ofenbau geeignet. Er lässt sich leicht bearbeiten und seine Wärmeleitfähigkeit ist 8-10-mal höher als die von feuerfestem Baustein, sein spezifisches Gewicht doppelt so groß und die Wärmespeicherfähigkeit 2,5mal so hoch.
Es gibt Belege für seine Verwendung bereits bei den Etruskern wie eine in S.Giorgio in Novate Mezzola gefundene Vase zeigt. Die unterirdischen Bergwerke, die Dutzende Meter in den Fels gingen und von denen einige in der Gegend von Piuro vor Kurzem untersucht worden sind, wurden "Trone" genannt. U. Campell (1573), schreibt: "Höhlen von fast unglaublicher Tiefe, in denen einzelne Männer auf Händen und Füßen oder Knien... in den engen Gängen kriechen; sie dringen recht tief ein, über Stufen, die in den Berg und in den Fels geschnitten sind ... Die kompakten unbearbeiteten oder eben roh behauenen Steinstücke oder -blöcke ...werden, nachdem sie vom Fels getrennt und in die runden Formen der Töpfe zerkleinert worden sind, auf den Rücken oder besser an die Beine einzelner Männer gebunden hinaus gebracht.. diese kriechen vorsichtig über die Stufen und bewegen sich sehr langsam bis zur Oberfläche..."
S. Morselli schreibt darüber Mitte des 19. Jahrhunderts: "Im-Tal baut man seit den Zeiten Plinius einen weichen Stein (lapis comensis) ab, der sich äußerst gut zur Bearbeitung an der Drehbank eignet.. die ist für die Einwohner recht einträglich, [aber] sie müssen die Tage in Höhlen verbringen, die so niedrig sind, dass man nicht stehen kann...".
Berühmt ist die Caurga-Höhle in Chiavenna und das Viertel Bottonera, wo der Stein an der Drehbank verarbeitet wurde. Zwischen Anfang des 18. Jahrhunderts und 1866 endet die Tätigkeit. Im Jahr 1988 richtet R. Lucchinetti eine Werkstatt ein, wo er die Bearbeitungsverfahren wiederentdeckt. Der Speckstein wurde auch im künstlerischen Bereich verwendet: in Chiavenna für das Taufbecken von 1156 in der Stiftskirche San Lorenzo, wie auch für Portale, Brunnen, Arkaden und Ziergegenstände.

FÖRDERMASSNAHMEN

Die Conartev (Kunsthandwerkergenossenschaft Valtellina und Valchiavenna) fördert auch über ein virtuelles Schaufenster (http://www.conartev.it/05_news/CONARTEVConsorzioArtigianatoArtisticoediQualitaValtellinaeValchiavenna-PietraOllareeMo.htm) das Werk von Handwerkern, die Speckstein und andere traditionelle Produkte bearbeiten, auch mit dem Ziel, diese Produkte den heutigen Anforderungen anzupassen.

SCHUTZMASSNAHMEN

Die italienisch-schweizerische Vereinigung der Bergwerke in Piuro hat den Antrag auf Maßnahmen zum Markenschutz für den heimischen Speckstein "Pietra ollare" initiiert. Man beklagt nämlich den Missbrauch dieser Bezeichnung für Artikel allgemein aus Speckstein, auch aus dem Ausland (Brasilien).

Weitere Informationen

Internet-seiten

Bibliographie

  • Lavéc. Pentole in pietra ollare di Valtellina e Valchiavenna
    Nodolibri 2009
  • Storia della Valtellina e del corso dell'Adda
    Atesa 2009
  • Raetiae alpestris topographica descriptio.
    F. Scheider 1884

Autor der Karteikarte

Politecnico di Milano - Dipartimento di Progettazione dell'Architettura - Fulvia Premoli

Wissenschaftlicher Leiter

Fulvia Premoli

Veröffentlichungsdatum

21-LUG-2015 (Fulvia Premoli)

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